Die Österreichische Bodenkarte (BFW)

Bodenformen mit Profilstellen

Die Landwirtschaftliche Bodenkarte Österreichs stellt bodenkundliche Grundlageninformationen für 2,86 Mio. ha landwirtschaftliche Nutzfläche bereit. Die Kartierungseinheiten (Bodenformen oder Bodenformkomplexe) sind als rot umrandete Flächen (Polygone) dargestellt. Für jede Kartierungseinheit gibt es eine flächenbezogene Beschreibung, welche bei Auswahl durch Klick angezeigt wird. Alle zu einer Kartierungseinheit gehörenden Polygone werden bei Auswahl grau schraffiert dargestellt. Diese Flächenbeschreibung enthält auch das sogenannte Flächenprofil; die Zeichnung eines virtuellen Bodenquerschnitts, der die Schwankungsbreiten der Horizontmächtigkeiten für die Bodenform zeigt und nicht mit der Referenzprofilstelle bzw. deren Darstellung zu verwechseln ist.

Für jede Kartierungseinheit gibt es (mindestens) ein zugehöriges, repräsentatives Bodenprofil (Referenzprofil). Am Referenzprofil wird jeder einzelne Bodenhorizont bis in 1m Tiefe umfassend beschrieben. Für jeden Horizont liegen außerdem Analysedaten der wichtigsten Bodeneigenschaften Textur, Humusgehalt, Kalkgehalt und pH-Wert vor. Nicht von der Bodenkarte erfasstes Gebiet wird unterschieden in Gewässer (blau), Wald (grün), verbautes Gebiet (grau), sowie nicht kartiertes Gebiet (hellgelb). Als Hintergrundkarten stehen eine topografische Karte sowie Luftbilder zur Verfügung.

Bodenform: Die Kartierungseinheit der Landwirtschaftlichen Bodenkarte ist die Bodenform. Flächen die derselben Bodenform angehören, zeigen ähnliche, in einer definierten Schwankungsbreite übereinstimmende, allgemeinen Standortsmerkmale und horizontspezifische Eigenschaften. Sie stimmen in Horizontabfolge und Bodentyp überein.

Bodenformenkomplex: Kartierungseinheit, die verschiedene Bodenformen umfasst welche sich kleinräumig abwechseln, so dass die einzelnen Bodenformen wegen ihrer geringen Ausdehnung der zusammen hängenden Flächen nicht getrennt dargestellt werden können. Die einzelnen Bodenformen eines Komplexes kommen in der Regel auch als eigene Kartierungseinheiten vor.

Erscheinungsjahr

Für die Arbeiten zur Österreichischen Bodenkartierung wurde das Staatsgebiet in 219 Kartierungsbereiche (KBs) unterteilt. Ein Kartierungsbereich umfasst die bei der Aufnahme geltende Gliederung des Bundesgebietes, welche im Allgemeinen den früheren Gerichtsbezirken entspricht. Jeder Kartierungsbereich wurde in der Regel von einem Kartierer bearbeitet. Derzeit sind die Arbeiten zu 216 von 219 Kartierungsbereichen abgeschlossen.

Thematische Karten

Bodeneigenschaften

Gründigkeit

Die Gründigkeit beschreibt die Tiefe der lockeren Bodenschichten und wird nach unten durch festes Gestein, eine verhärtete, verkittete oder extrem verfestigte Schicht oder durch vorherrschenden Grobanteil begrenzt. Die Bodenkarte unterscheidet in Summe 6 Klassen: die 3 Hauptklassen „seichtgründig“ (<30cm), „mittelgründig“ (30cm-70cm), und „tiefgründig“ (>70cm) sowie die 3 Nebenklassen „seicht- bis mittelgründig“, „mittel- bis tiefgründig“ und „stark schwankend“. Im Unterschied dazu steht das für Pflanzen tatsächlich durchwurzelbare Bodenvolumen; die sogenannte „effektive Gründigkeit“ oder „physiologische Gründigkeit“. Diese reicht in der Regel tiefer, da Pflanzenwurzeln auch dichte Bodenschichten bzw. Schichten mit vorherrschendem Grobanteil zumindest teilweise durchwurzeln können.

Dennoch liefert die hier dargestellte Gründigkeit eine gute Annäherung an das für das Wurzelwachstum verfügbare Bodenvolumen sowie an die Speicherfähigkeit des Bodens für Wasser und Nährstoffe. Sowohl die erreichbare Eindringtiefe des Schlagbohreres als auch die grabbare Tiefe des Bodenprofils hängen mitunter stark vom Durchfeuchtungszustand eines Bodens ab. In der Regel zeigt sich aber bei gleichem Durchfeuchtungszustand der Boden beim Aufgraben tiefgründiger als aufgrund der Bohrstocksondierungen angenommen wurde.

Wasserverhältnisse

Die Wasserverhältnisse spiegeln den Wasserhaushalt eines Standorts wieder und liefern so einen Anhaltspunkt für die durchschnittliche Menge an Wasser, die den Pflanzen im Jahresverlauf zur Verfügung steht. Die Bodenkarte unterscheidet in Summe 17 Klassen. Die 7 Hauptklassen sind wie folgt definiert:

sehr trockenVöllig unzureichende Wasserversorgung, Wasser immer im Minimum, Pflanzen völlig von den Niederschlägen abhängig. Auch für Trockenheit vertragende Feldfrüchte herabgesetzte Ertragsmöglichkeit.
trockenKeine ausreichende Wasserversorgung, daher nur für Feldfrüchte mit geringen Feuchtigkeitsansprüchen geeignet. Kein empfehlenswerter Grünlandstandort; als Grünland nur zu verwenden, wenn keine andere Nutzung möglich ist.
mäßig trockenIm Allgemeinen ausreichende Wasserversorgung, aber in Trockenperioden Engpässe in der Versorgung der Kulturen. Geeignet für Feldfrüchte mit mittleren Feuchtigkeitsansprüchen. Grünlanderträge im Allgemeinen von hoher Qualität, aber geringerer Quantität. In Tallagen Trespenwiesen mit Glatthafer oder Glatthaferwiesen (mit Knaulgras), in Berglagen Goldhaferwiesen (mit Knaulgras).
gut versorgtGute Wasserversorgung, weder zu viel noch zu wenig Wasser. Geeignet für Feldfrüchte mit mittleren bis hohen Feuchtigkeitsansprüchen. Grünlanderträge von hoher Qualität und hoher Quantität (Glatthafer- bzw. Goldhafer-Schwingel-Knaulgraswiesen).
mäßig feuchtReichliche Wasserversorgung. Geeignet für Feldfrüchte mit hohen Feuchtigkeitsansprüchen. Im klimatisch feuchteren Gebiet für Ackerkulturen nur mehr bedingt geeignet. Grünlanderträge von guter Qualität und hoher Quantität (Glatthafer- bzw. Goldhafer-Schwingel-Fuchsschwanz-Knaulgraswiesen).
feuchtZu reichliche Wasserversorgung, im Frühjahr ist der Boden oft vernässt, für Ackerkulturen bedingt, zum Teil nicht geeignet. Grünlanderträge von geringer Qualität, allerdings aber (oft) hoher Quantität (Schwingel-Fuchsschwanzwiesen mit minderwertigen Kräutern und Gräsern).
nassStändiger Wasserüberfluss infolge extremen, dauernden Grundwassereinflusses. Für Ackerkulturen nicht geeignet. Grünlanderträge schlechtester Qualität (meist Streuwiesen, Kleinseggenbestand).

Dazu kommen 10 Nebenklassen, die entweder Übergängen zwischen den Hauptklassen darstellen oder verschiedene Formen eines Wechselwasserhaushalts abbilden: „uneinheitlich“, „sehr trocken bis trocken“, „trocken bis mäßig trocken“, „mäßig trocken bis gut versorgt“, „gut versorgt bis mäßig feucht“, „mäßig feucht bis feucht“, „feucht bis nass“, „wechselfeucht“, „wechselfeucht mit Überwiegen der trockenen Phase“, und „wechselfeucht mit Überwiegen der feuchten Phase“.

Durchlässigkeit

Die Durchlässigkeit beschreibt das Ausmaß der vertikalen Abflussgeschwindigkeit des Wassers im Boden. Sie ist vorwiegend von der Bodenart abhängig, aber auch vom Humusgehalt, von Bodenstruktur und -gefüge, vom Grobanteil, von der Gründigkeit sowie von der Lage des Grundwasserspiegels. Die Bodenkarte unterscheidet in Summe 10 Klassen: die 5 Hauptklassen „sehr gering“, „gering“, „mäßig“, „hoch“ und „sehr hoch“, sowie die 5 Nebenklassen „sehr gering bis gering“, „gering bis mäßig“, „mäßig bis hoch“, „hoch bis sehr hoch“ und „nicht beschrieben“.

Humusform

Die Humusform ergibt sich aus der Abfolge der humosen Bodenhorizonte und gibt Aufschluss über die Umsetzungsbedingungen der anfallenden organischen Substanz an einem Standort. Die ausgewiesene Humusform folgt daher aus einer morphologischen Beschreibung der im Feld erkennbaren Eigenschaften der organischen Bodensubstanz anhand von Farbe, Zersetzungs- und Vermischungsgrad sowie Geruch. Die Bodenkarte unterscheidet in Summe 20 Klassen. Zu den ursprünglich definierten 7 Hauptklassen zählen:

TorfUrsprünglich wurden Niedermoor- und Hochmoortorf unterschieden, für die Kartendarstellung werden diese Formen als Torf zusammengefasst.
Niedermoortorf (Unterwasserhumusform)Abgestorbene Rest von Pflanzen (Schilf, Seggen, Rohrkolben), oft nur wenig zersetzt, vermischt mit amorphem Humus und mineralischem Material. Anhäufung von schwer zersetzbaren Pflanzenresten (Schilfrhizome, verholzte Stängel und Wurzeln von Seggen). Oft schichtweise Lagerung. Meist stickstoffreich und kalkhaltig. Bei Trocknung starke Schrumpfung (Schwund, Sackung). Nach Trockenlegung Entwicklung zu Humusformen, für die die Gefahr der Windverwehung besteht.
Hochmoortorf (Semiterrestrische Humusform)Aus den Resten abgestorbener Hochmoorpflanzen (Torfmoos, Wollgras, Sonnentau) bestehendes, rein organisches Material. Nährstoffarm, saure Reaktion.
MullLandhumusform mit sehr günstigen Zersetzungsbedingungen (Reaktion, Wärme, Feuchtigkeit). Durch Bodentiere, vor allem Regenwürmer, werden die organischen mit den anorganischen Stoffen zu hochwertigen Ton-Humuskomplexen verbunden. Farbe grau, graubraun, dunkelbraun bis grau-schwarz. Frischer Erdgeruch. Vollkommen zersetzt. Meist locker gelagert, Krümelstruktur. Leicht benetzbar. Regenwurmlosung.
AnmoorhumusInniges Gemisch von dunklem, amorphen Humus und mineralischem Material. Er nimmt eine Zwischenstellung zwischen den Unterwasser- und Landhumusformen ein (Semiterrestrische Humusform). Im feuchten Zustand Geruch nach Gerbstoffen (Tinte), Farbe oft blauschwarz. Puffig, anfällig gegen Windverblasung.
AnmoormullZwischenform zwischen Mull und Anmoorhumus. Gerbstoffgeruch nur mehr schwach, Anmoorfarbe nicht mehr stark ausgeprägt; Bildung von Ton-Humuskomplexen noch nicht vollkommen, schwer benetzbar, Struktur leicht, puffiges Verhalten; Gefahr der Windverwehung.

Anmerkung: Der Begriff „Anmoormull“ wird in der aktuellen Österreichischen Bodensystematik (ÖBS, Nestroy et al. 2011) anders verwendet, als im System der Bodenkartierung: Nach der ÖBS ist Anmoormull ein Subtyp des Anmoorhumus; erfüllt also dessen Kriterien bezüglich der Humusgehalte und bezeichnet betreffend des Humusgehaltes keine Übergangsform zum Mineralboden.

ModermullZwischenform zwischen Moder und Mull. Struktur des Bestandesabfalls nicht mehr erkennbar, Geruch nur noch etwas modrig. Vermischung mit dem Mineralboden schon sehr gut, aber noch keine völlige Aufarbeitung zu Ton-Humuskomplexen.
ModerLandhumusform mit nur mäßigen Zersetzungsbedingungen, vorwiegend unter Wald anzutreffen. Lockerer, mäßig saurer Humus; Struktur der durch Gliederfüßler (Arthropoden) zerbissenen Pflanzenreste noch erkennbar. Schwache bis mäßige Vermischung mit dem Mineralboden. Mäßig locker gelagert. Typischer Modergeruch. Eigenschaften stark abhängig vom Muttergestein des Bodens; man kann daher Silikat- und Rendzinamoder unterscheiden. Silikatmoder ist braun und zeigt eine mäßig saure Reaktion; Rendzinamoder ist grau bis schwarz, pulverstaubig, seine Reaktion liegt nahe am Neutralpunkt. Je nach der Größe der von den Bodentieren aufgearbeiteten Pflanzenrückstände kann Grob- oder Feinmoder vorliegen.
RohhumusLandhumusform mit ungünstigen Zersetzungsbedingungen. Vor allem durch Pilze nur mäßig zersetzter Auflagehumus von stark saurer Reaktion; Farbe braun bis rötlichbraun, Geruch modrig-dumpf. Scharf gegen den Mineralboden abgesetzt. Dicht gelagert, filzig, schwer benetzbar. Wenig Bodentiere, starke Verpilzung.

Außerdem wurden vereinzelt die 2 Nebenklassen „Feucht-Mull“ (durch Wassereinfluss geprägte F- bzw. A-Horizonte, sonstige Eigenschaften wie Mull) und „Feucht-Moder“ (durch Wassereinfluss kohlig schmieriger H-Horizont mit anschließendem Ahb,g- oder Ahi,g-Horizont, sonstige Eigenschaften wie Moder) vergeben. Des Weiteren kennt die Bodenkarte 11 Nebenklassen, die im Wesentlichen flächenhaft uneinheitliches, abwechselndes Auftreten zweier Hauptklassen beschreiben (z.B. „uneinheitlich: Anmoormull oder Mull“).

Die Systematik der Humusformen ist, ebenso wie die Bodensystematik im Allgemeinen, ständigen Weiterentwicklungen unterworfen. Die in der Bodenkarte verwendeten Humusformen stimmen daher nur teilweise mit den Humusformen der Österreichischen Bodensystematik (Nestroy et al. 2011) überein und sind nicht direkt mit neueren, internationalen Systemen (z.B. Zanella et al. 2022) vergleichbar.

Kleines Bodenseminar

Im Kleinen Bodenseminar des BFWs finden Sie weitere Informationen zu bodenkundlichen Grundlagen (https://geo.bfw.ac.at/bodenseminar/index_b.html). Das Kleine Bodenseminar verwendet die Bodensystematik der Bodenkartierung (Fink, 1969).